Die Einführung eines Bürohundes kann nicht nur für den Hundebesitzer eine Quelle der Freude und des Komforts sein, sondern auch Arbeitgebern erhebliche Vorteile bieten. Die Anwesenheit von Hunden am Arbeitsplatz kann das Teamgefühl stärken, die Mitarbeiterbindung fördern und die Attraktivität des Unternehmens als arbeitnehmerfreundlicher Arbeitgeber steigern. Dennoch sollten Arbeitgeber sorgfältig die betrieblichen und rechtlichen Implikationen einer solchen Entscheidung abwägen, um potenzielle Risiken zu minimieren und eine reibungslose Integration des Bürohundes zu gewährleisten.
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Für alle eine wertvolle Bereicherung
Die Anzahl der Hunde in Deutschland nimmt kontinuierlich zu. Im Jahr 2020 wurden etwa 10,7 Millionen Hunde in deutschen Haushalten gezählt, was einen Anstieg von knapp 600.000 Tieren im Vergleich zum Vorjahr bedeutet. Viele Menschen schätzen die positiven Auswirkungen, die ihre Hunde auf ihr Wohlbefinden haben. Das Streicheln des Hundes wirkt entspannend und bringt häufig ein Lächeln auf das Gesicht der Besitzer. Darüber hinaus sorgen die gemeinsamen Spaziergänge in der Freizeit und während der Mittagspause dafür, dass Hundebesitzer mehr Bewegung bekommen und ihre körperliche Verfassung verbessern.
Markus Beyer, Hundetrainer, Unternehmenscoach und 1. Vorsitzender des Bundesverbands Bürohund e.V., betont die Empfehlung an Arbeitgeber, die positiven Auswirkungen von Hunden auf die allgemeine Bürostimmung und die Gesundheit der Hundebesitzer gezielt zu nutzen. Er ermutigt Unternehmen dazu, ihren Mitarbeitern vermehrt die Möglichkeit zu geben, ihre Hunde als vollwertige Mitglieder des Teams mit zur Arbeit zu bringen. Dies kann auch im Wettbewerb um neue Fachkräfte von Vorteil sein, da ein hundefreundlicher Arbeitsplatz das Image des Unternehmens positiv beeinflusst. Die Plattform kununu, auf der Arbeitgeberbewertungen veröffentlicht werden, ermöglicht es den Angestellten sogar, die Möglichkeit der Hundemitnahme als Benefit anzugeben. Basierend auf diesen Daten veröffentlicht kununu jährlich ein Ranking der Arbeitgeber, die als besonders hundefreundlich gelten.
Mit Bedacht: Der optimale Start für den Bürohund
Vor dem ersten Bürotag des tierischen Kollegen ist es erforderlich, dass sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer eine Vielzahl von Aspekten berücksichtigen:
- Ohne rechtlichen Anspruch auf die Mitnahme eines tierischen Kollegen ins Büro bedarf es zunächst der schriftlichen Einwilligung des Arbeitgebers. Es ist zudem empfehlenswert, dass Hundehalter frühzeitig das Gespräch mit den Kollegen suchen, die nahe des geplanten Hundeplatzes arbeiten. Existieren Allergieprobleme oder fühlen sich einige Mitarbeiter durch den Hund am Arbeitsplatz gestört? Als Mittelweg könnten am Arbeitsplatz hundefreie Zonen eingerichtet werden. Wenn die Kollegen mit der Idee eines Bürohundes einverstanden sind, könnte es leichter sein, den Vorgesetzten von den Vorteilen eines tierischen Kollegen zu überzeugen.
- Es ist essenziell, dass alle Mitarbeiter mit vergleichbaren Arbeitsplätzen gleich behandelt werden, was auch für das Mitbringen von Hunden gilt. Ein Arbeitgeber kann daher einem Mitarbeiter nicht ohne sachlichen Grund das Mitbringen seines Hundes untersagen, wenn andere Mitarbeiter in derselben Position dies tun dürfen. „Unternehmen sollten daher im Voraus ein Konzept erstellen, in dem sie festlegen, wie sie die Einbindung von Bürohunden in das Unternehmen langfristig sicherstellen und implementieren wollen“, empfiehlt Beyer. „Hierbei ist die Ausarbeitung einer schriftlichen Vereinbarung mit allen Rechten und Pflichten entscheidend. Wenn ein Hund im Betrieb stört oder ein Hundehalter die Regeln nicht einhält, kann der Arbeitgeber die Erlaubnis jedoch jederzeit und individuell widerrufen.
- Es ist die Verantwortung des Hundehalters, seinem Tier eine Rückzugsmöglichkeit zu bieten. Dies kann zum Beispiel ein Körbchen oder seine gewohnte Lieblingsdecke sein, die in einer ruhigen Ecke nahe dem Halter positioniert ist. Dieser Ort sollte frei von Zugluft, Emissionen, übermäßigem Lärm, Hitze oder Staub sein.
- Im Falle von Schäden am Firmeneigentum oder Verletzungen von Personen durch den Bürohund haftet der Halter. Neben einer Hundehalterhaftpflichtversicherung, die Schäden abdeckt, wird empfohlen, ein schriftliches Protokoll oder eine Klausel in der Betriebsvereinbarung einzuführen, um potenzielle Vorfälle zu regeln. Sollte es beispielsweise dazu kommen, dass der Hund seinen Bedürfnissen auf dem Teppich nachgeht, werden die Kosten vom Halter übernommen.
Sozialisation und Gehorsam: Schlüsselmerkmale für einen Bürohund
Der Hundetrainer betont, dass die Eignung eines Hundes als tierischer Arbeitskollege nicht von seiner Rasse, sondern von einer guten Sozialisation abhängt. Der Hund sollte sowohl mit Menschen als auch mit Artgenossen gut auskommen und gehorsam sein. Ein starkes Hund-Halter-Verhältnis ist die Grundvoraussetzung für ein harmonisches Zusammenleben. Sobald diese Beziehung aufgebaut ist, spielt es keine Rolle, ob sich der Hund in einer U-Bahn, im Park oder im Büro befindet – er vertraut auf die Fähigkeiten seines Halters, die Situationen richtig einzuschätzen. Es ist auch wichtig, dass der Hund gelernt hat, sich ruhig zu verhalten, da lautes Bellen oder das freudige Anspringen anderer Personen am Arbeitsplatz unerwünscht sind.
Mehr Wohlbefinden am Arbeitsplatz: Das Betriebsklima optimieren
Die gemeinsamen Spaziergänge zur Mittagszeit bieten nicht nur Hund und Halter körperliche Aktivität und frische Luft, sondern fördern auch den Austausch zwischen den Abteilungen. Aus seiner Erfahrung weiß der Experte, dass sich regelmäßig Kollegen melden, die gerne an den Gassi-Runden teilnehmen möchten. Dies stärkt nicht nur die Zusammenarbeit und das Betriebsklima, sondern sorgt auch für eine positive Stimmung im Unternehmen. Gleichzeitig freut sich der Hund über die zusätzliche Zuwendung und Aufmerksamkeit.
Der Bundesverband Bürohund e.V. fungiert als unterstützende Instanz und bietet umfassende Beratung für Unternehmen an, die Bürohunde in ihren Betrieb integrieren möchten. Sowohl telefonisch als auch durch Inhouse-Seminare werden individuelle Lösungsansätze erarbeitet, um sicherzustellen, dass die Einführung der tierischen Kollegen im Büro erfolgreich verläuft.